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Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft

Viele bunte Blüten auf einer Alpweide vor einem Bergpanorama

Grünland ist ein wahres Multitalent: Es bildet die Grundlage für die Erzeugung von Milch und Fleisch, trägt zum Grundwasser-, Boden- und Klimaschutz bei und stellt einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen dar. Zudem prägt es vor allem im südlichen Allgäu ganz wesentlich das Landschaftsbild.

Artenreiches Grünland wird leider immer seltener. Günstige Standorte werden oftmals intensiv genutzt, ungünstige fallen durch den hohen Arbeitsaufwand bei der Bewirtschaftung und schlechte Erträge vielerorts aus der Nutzung und verbrachen. Dabei sind extensiv genutzte Wiesen und Weiden wahre Hotspots der Artenvielfalt.

Bild zeigt eine Frau beim Begutachten einer WieseIm Oberallgäu ist der Anteil an artenreichem Grünland im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland zum Glück noch relativ hoch. Das liegt zum einen an der teilweise kleinstrukturierten Landwirtschaft, zum anderen an natürlichen Gegebenheiten, denn steile Hänge und nasse Flächen lassen sich schlecht intensiv bewirtschaften. Zudem werden im Oberallgäu v.a. viele Bergwiesen von Bäuerinnen und Bauern aus Tradition so bewirtschaftet, wie es bereits die Vorfahren seit Generationen getan haben.

Um die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern zum Erhalt der Artenvielfalt zu würdigen, wurde 2021 die erste Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft ausgetragen. Umgesetzt wurde diese gemeinsam von Alpinium, der Biodiversitätsberatung und dem Projekt Allgäuer Alpvielfalt des Landkreises Oberallgäu. Viele Partner aus den Bereichen Naturschutz und Landwirtschaft unterstützten bei der Entwicklung und Durchführung. Der Schirmherrschaft nahm sich Landrätin Indra Baier-Müller an. Der Landkreis Oberallgäu, die Sparkasse Allgäu und das Alpinium stellten Gold- und Sachpreise im Gesamtwert von 5000 € zur Verfügung.

58 Betriebe nahmen mit 72 Flächen aus dem ganzen Landkreis an der ersten Oberallgäuer Wiesenmeisterschaft teil. Zur besseren Vergleichbarkeit wurde in verschiedenen Kategorien bewertet: Talweiden, Alpweiden, Mähwiesen, Bergmähwiesen und Streuwiesen. Bei der Bewertung wurden nicht nur Artenanzahl und Seltenheit der Pflanzen betrachtet, sondern auch Pflegeaufwand und landwirtschaftlicher Nutzen spielten eine wichtige Rolle. Das Rennen um die vordersten Plätze war oft sehr eng und die Jury-Entscheidungen nicht immer ganz einfach. Schlussendlich wurden in jeder Kategorie drei Preisträger mit dem Goldpreis der Sparkasse Allgäu ausgezeichnet. Alle Finalisten erhielten Sachpreise, die der Landkreis Oberallgäu zur Verfügung gestellt hatte.

 

Mehr Informationen zu:

 

  • Talweiden

    Bild von einer Herde Kühe

    Seit dem Sesshaftwerden der Menschheit hat sich auch die Weidehaltung als prägender Bestandteil unserer Kulturlandschaft entwickelt. Die Beweidung mit unterschiedlichen Tierarten trägt wesentlich zur Offenhaltung der Landschaft bei. Weiden unterscheiden sich in ihrem Pflanzenbestand von Wiesen, die gemäht werden. Durch den Tritt des Viehs entstehen wichtige Keimnischen für Pflanzen und die Hinterlassenschaften der Nutztiere sorgen für ein aktives Bodenleben.

    Zusätzlich bieten Landschaftselemente wie Sträucher, Gebüsche oder Bäume – wie sie oft in Weiden zu finden sind - wertvolle Lebensräume und Nahrung für Insekten, Vögel und Säugetiere.


  • Alpweiden – Sommerfrische für das Vieh

    Bild von einer großen Herde Kühe auf einer Alpweide

    Alpwirtschaft und Oberallgäu gehören zusammen wie Milch und Käse. Im Frühsommer wird das Vieh auf die Alpen getrieben, wo es bis zum „Viehscheid“ im September bleiben darf. Das spart Weidefutter im Tal und macht die Tiere kräftig und gesund. Nicht nur für die Landwirtschaft bringt die Sömmerung des Viehs viele Vorteile. Auch Tourismus und Naturschutz profitieren von dieser jahrhundertealten Tradition. Da offene Alpweiden unterhalb der Waldgrenze menschengemachte Kulturlandschaften sind, würden sich dort ohne Beweidung und Pflege schnell Gehölze breitmachen. Artenreiche Weideflächen mit traumhaften Ausblicken für Freizeitnutzer würden so zu Gunsten des Lebensraums Wald verloren gehen.


  • Mähwiesen – Futter, Lebensraum & Augenweide

    Bild von einem Schmetterling auf einer Blume

    Mähwiesen erfreuen mit ihren vielen bunten Blüten nicht nur uns Menschen. Auch verschiedenste Tiere wie Insekten, Vögel und Säugetiere finden hier einen wichtigen Rückzugsort zum Überleben. Für die Landwirtschaft bilden Mähwiesen die Grundlage, um das Vieh v.a. im Winter mit Futter versorgen zu können. Artenreiche Mähwiesen entstehen durch eine extensive Bewirtschaftung, d.h. sie werden meist nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht und nicht oder nur wenig gedüngt. Um ihren Fortbestand zu sichern, ist es wichtig, dass die Wiesen von Bauern und Bäuerinnen gepflegt werden, denn ohne Nutzung würde daraus sukzessive Wald entstehen.


  • Bergmähwiesen – Kräuterapotheken für Mensch und Tier
    Bild von gelben Arnika-Blüten

    Die Mahd von Bergwiesen war bis Mitte des 20. Jahrhunderts notwendig zur Gewinnung von ausreichend Viehfutter für den Winter. Damals brachten die Mähwiesen im Tal noch nicht genug Ertrag, da weniger gedüngt und nicht so häufig gemäht wurde. Heute stehen bei der Bewirtschaftung von Bergmähwiesen oft Idealismus und Tradition im Vordergrund. Die Pflege von meist steilen und schwer erreichbaren Flächen ist sehr aufwendig und wird in viel mühevoller Handarbeit betrieben. Daher ist dieser ausgesprochen wertvolle Lebensraumtyp heute von Nutzungsaufgabe bedroht.

    Bergmähwiesen sind nicht nur wahre Hotspots der Biodiversität, sondern auch kleine Apotheken für Mensch und Tier. Die dort vorkommenden Heilkräuter wurden schon von unseren Vorfahren genutzt, aber auch das Vieh frisst das kräuterreiche Heu besonders gern.


  • Streuwiesen – Eldorado für spätblühende Pflanzen
    Bild von rosa Blumen

    Streuwiesen werden nicht zur Futterproduktion genutzt, sondern dienen in erster Linie der Gewinnung von Einstreu für den Stall. Sie sind ein typisches Element der Kulturlandschaft im Voralpenraum. In der Vergangenheit fielen viele dieser Flächen entweder brach oder wurden intensiviert. Durch neue Stallsysteme und den Import von Stroh war Streue nicht mehr gefragt. Zudem treten Streuwiesen meist an nassen Standorten auf, was ihre Bewirtschaftung aufwendig macht. Heute lebt die traditionelle Nutzung trotzdem vielerorts wieder auf.

    Streuwiesen werden frühestens im Spätsommer oder Herbst gemäht, was insbesondere spätblühenden Pflanzen und daran gebundenen Insekten zu Gute kommt. So können sich Schwalbenwurz-Enzian, Teufelsabbiss und Co. nämlich trotz Mahd vermehren und ihren Fortbestand sichern.